Die Göttinnen


Sagen: die Saligen Fräulein - schön und erhaben

 

Keine Sagengestalt verkörpert die Schönheit und Erhabenheit des Hochgebirges so vollkommen wie die Saligen Fräulein. Von der Schweiz bis Slowenien, von Österreich bis Südtirol - überall im Alpenraum berichten Sagen vom Zauber und der Anmut dieser Bergfeen.

Einzeln oder als mythische Dreiheit

Salig - das ist ein althochdeutsches Wort, das so viel bedeutet wie selig, gesegnet, gut. Nicht überall nennt man die Saligen bei diesem Namen. Als Schneefräulein, Holde oder Heidnische werden die Wilden Fräulein in Tirol bezeichnet, Vivànes heißen die fast durchsichtigen Feen des Fassatals, die bis ans Ende aller Zeiten leben. In anderen Gegenden Südtirols kennt man die Saligen als Anguana, Salvària, Kristàna, Fai oder Gana, Salighe oder Hailige Frau; im Engadin leben die Diàles. Ihre Erscheinung ist vielfältig, je nach dem, ob sie im strahlenden Glanz des Gletschereises beheimatet sind, im schimmernden Grün der Bergwälder oder in der Tiefe eines klaren Bergsees. Sie treten einzeln oder als mythische Dreiheit auf, ähnlich den Nornen der nordischen Sagenwelt. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie der Natur angehören und Beschützerinnen der Tiere und Pflanzen sind.

Göttliches wie zu Ötzi's Zeiten

Die Sagengestalt der Saligen ist uralt und entspringt vorchristlichen Zeiten, als die Gesellschaft noch matriarchalisch geprägt war und die Alpen von Göttinnen wie Tanna, Alpina oder Donna Dindia beherrscht wurden. Mit der Einwanderung indoeuropäischer Völker in den Alpenraum vor etwa 4000 Jahren endete das Zeitalter des Matriarchats allmählich. In den Sagen von den weißgekleideten Bergfeen haben die weiblichen Gottheiten der Alpen die Jahrtausende überdauert, verborgen in unzugänglichen Bergwälder, in Felshöhlen und im Gletschereis der Gipfel.

Ureinwohner und wilde Frauen

Auch die häufige Verbindung der Wilden Fräulein mit Felsen und Steinen lässt auf ein hohes Alter der Sagen schließen, sieht man doch darin einen Zusammenhang mit dem Steinkult, der vermutlich in der Jungsteinzeit (circa 5000 bis 2000 vor der Zeitenwende) seinen Anfang nahm und bis in christliche Zeiten fortdauerte. Manche Sagenforscher sehen in den Wilden Fräulein aber auch die Ureinwohnerinnen der Alpen, die von später eingewanderten Völkern verdrängt wurden. Darauf deutet hin, dass den Saligen alte Kenntnisse und Fertigkeiten zugeschrieben werden wie etwa Flachsverarbeitung, Kornmahlen, Käsen und die Kunde von Mineralien und Heilkräutern.

Liebe und böse Feen

Bei all ihrer überirdischen Schönheit sind die Bergfeen doch nicht gänzlich unnahbar: Sie sind nicht nur Schutzgeister der Natur, sondern stehen auch den Menschen hilfreich zur Seite, wie man es wohl auf der ganzen Welt von guten Feen erhofft. Sie erscheinen unvermittelt in Hütten und Bergbauernhöfen, helfen bei der Arbeit und bringen Segen und Wohlstand ins Haus, der bisweilen neun Generationen lang währt. Viele dieser Sagen zeugen von der bitteren Armut, die das harte Bergbauernleben über Jahrhunderte geprägt hat. Wenn an langen Winterabenden in den rauchgeschwärzten Stuben Geschichten von hilfreichen Saligen erzählt wurden, keimten Trost und Hoffnung auf. Bei der Vorstellung, vielleicht selber einmal von einer schönen Bergfee Beistand in der Not zu erhalten, wird so mancher arme Bergbewohner leichter an seinen Lasten und Sorgen getragen haben.


Salige Fräulein
,   Herthaburg ,   die Jungfrauen   und   die Schossrinn ...

The Goddess


Sagen: von Zauber und Anmut der Bergfeen

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